Aneta Kajzer, Ausstellungsansicht Koi_Pond, 2021, AtelierFrankfurt, Foto: Ivan Murzin

Aneta Kajzer ist eine junge Künstlerin, die an einer kleinen Kunsthochschule studiert hat und jetzt sind ihre Arbeiten in den großen Museen zu sehen. 2019 bis 2020 hat sie an der Ausstellungsreihe „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ teilgenommen. In den renommierten Räumlichkeiten des Kunstmuseums Bonn, des Museums Wiesbaden, der Kunstsammlung Chemnitz – Museum Gunzenhauser und den Deichtorhallen Hamburg wurden die aktuellen Tendenzen der zeitgenössischen deutschen Malerei gezeigt. Anetas Malerei nahm dabei eine wichtige Rolle ein.
Aneta Kajzer, Ausstellungssansicht „Jetzt! – Junge Malerei in Deutschland“, 2020, Deichtorhallen Hamburg, Foto: Henning Rogge

Anetas Werdegang als Künstlerin hat bereits einen längeren Prozess durchlaufen. Die Idee, dass sie Künstlerin werden könnte, ist langsam herangereift. Obwohl sie schon als Kind viel gezeichnet hat, hätte sie nie gedacht, dass sie Kunst studieren würde oder, dass sie eine erfolgreiche Künstlerin sein könnte. Sie wollte eigentlich Anwältin oder Tierärztin werden. Anetas Arbeiten sind sowohl groß- als auch kleinformatig, abstrakt und zugleich figurativ. Dabei spielen sie mit der Fähigkeit des Menschen zur Assoziation. Reichen drei Striche, um darin ein Gesicht zu erkennen? Die Interpretation der Malereien überlässt Aneta den Betrachter:innen selbst. Dennoch haben ihre Werke hohe Wiedererkennbarkeit. Sie zeichnen sich durch Darstellungen von teils niedlichen Kreaturen, Humor und ihrer farbenfrohen Lebendigkeit aus.

Wenn Aneta anfängt die Farbe auf Leinwand aufzutragen, hat sie noch kein explizites Bild vor Augen. Der Farbauftrag ist wesentlich für die Körperlichkeit der Figuration. Sie lässt sich von den entstehenden Formen leiten. Ihre Arbeitsweise beschreibt Aneta wie den Blick in die Wolken: „Guck, da ist so ein Hundekopf und da eine Nase und da noch ein Ohr!“ So sieht Aneta auch in die Farbe hinein. Sie folgt diesem Impuls, der vom Material selbst ausgeht und weiß nicht, was am Ende herauskommen wird.

Ihre Malereien bestehen aus mehreren Schichten – je nachdem, wie sehr sich Aneta dem einzelnen Bild widmet, desto farbintensiver und dichter sind sie. Manchmal spricht ein altes Bild sie nach Jahren wieder an und sie überpinselt es, ohne auf das bestehende Motiv zu achten. Ein kleiner Ausschnitt von der ersten Schicht oder ‚etwas‘ am Rand, er ein älteres Bild preisgibt, verleiht der Arbeit eine neue Dimension. Aneta entscheidet erst später, ob ihre Malerei fertig ist. Für sie liegen immer mehrere Bilder übereinander. Das letzte Bild wirkt final, aber die Möglichkeit anderer Bildversionen bleibt bestehen.

Aneta Kajzer, Don´t Chicken Out, 2021, Öl auf Leinwand, 80 x 60 cm, Foto: Ivan Murzin

Aneta Kajzer, Don´t Chicken Out, 2021, Öl auf Leinwand, 80 x 60 cm, Foto: Ivan Murzin

Ihr künstlerisches Werk fand seinen Ursprung in Tuschezeichnungen mit reduziertem Farbauftrag. Anfänglich fand Aneta es zu tradiert auf Leinwand zu malen, konnte sich über ihren experimentellen Zugang hier sich schnell eine eigene Position im Malereidiskurs erarbeiten. Ohne sich auf die Auswahl des Formats zu begrenzen, entstanden sowohl winzige Malereien als auch Arbeiten, die bis zu drei Meter hoch sind. Dabei erzielen die Formate unterschiedliche Effekte: teilweise wirken die Bilder fast invasiv, andere bleiben eher distanziert und fordern eine höhere Konzentration. In ihrem aktuellen malerischen Werk setzt Aneta Farben gewagt gegeneinander. Starke Kontraste und eine hohe Pigmentierung tragen dazu bei, dass ihre Bilder farbintensiv und knallig wirken. Für Aneta gibt es keine Farben, die nicht zusammenpassen. Gleichwohl findet man in ihren aktuellen Werken häufiger einige Kombinationen wieder: Rosa neben Lila, Farben, wie grelles Grün.

Inhaltlich sind Anetas Malereien meist humorvoll, wegen der oft skurrilen Figuration. Aktuell ist ihr Humor jedoch subtiler als früher: „da entstand auch mal eine malerische Gestalt, deren Hintern wie ein Mund an einer Zigarette zog.“ Heute erlauben Farbauftrag und Komposition eine abstraktere Lesart. Witz und Parodie spielen für Aneta nicht nur in eigenen Arbeiten eine essentielle Rolle. Ihr ist wichtig, dass es allgemein in der Kunst etwas zu Schmunzeln gibt. Dabei reflektiert sie die Wertigkeit künstlerischer Werke und die gängigen Diskurse dennoch mit Tiefe. Aneta betont, dass sie an erster Stelle Künstlerin und nicht Malerin ist. Obwohl sie sich momentan vornehmlich mit Malerei beschäftigt, lässt sie die Möglichkeit zu, irgendwann wieder mit anderen Medien zu arbeiten.

Text: Olga Inozemtceva-Appel

Der Katalog zu der Ausstellung kann via KVTV shop erworben werden.

Aneta Kajzer, Koi Pond, 2021, Öl auf Leinwand, 40 x 32 cm, Foto: Ivan Murzin

Aneta Kajzer, Drei Grazien, 2021, Öl auf Leinwand, 70 x 50 cm, Foto: Ivan Murzin

Aneta Kajzer, Mona oder Lisa, 2021, Öl auf Leinwand, 70 x 50 cm, Foto: Ivan Murzin