KVTV kuratiert OADE #2

Yana Tsegay, The White Hut, 2020, Intervention, Mixed Media

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Yana Tsegay, The White Hut, 2020

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Yana Tsegay, The White Hut, 2020

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Yana Tsegay, The White Hut, 2020

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Yana Tsegay, The White Hut, 2020

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Ausstellungsansicht, Maria Anisimowa, Be silent like deep water, 2020

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Maria Anisimowa, Be silent like deep water, 2020: Tor Nr.1, Holz, Druck auf Textil, 100 x 200 cm

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Maria Anisimowa, Be silent like deep water, 2020: Tor Nr.1

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Ausstellungsansicht, Maria Anisimowa, Be silent like deep water, 2020

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Maria Anisimowa, Be silent like deep water, 2020, Tor Nr.2 , Holz, Kette, Wachs, Fundstücke, 100 x 200 cm

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Maria Anisimowa, Be silent like deep water, 2020, Tor Nr. 3 Holz, Druck auf Textil, Print auf Stein, 100 x 200 cm

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Maria Anisimowa, Be silent like deep water, 2020, Editionen

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Caroline Danneil, Lesung, Gartenreigen, 2020

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Open Air Distance Exhibition #2 - Developing The Green Cube

OADE #2 - Developing The Green Cube knüpft an das Konzept der Open Air Distance Exhibition an und entwickelt die Idee des Green Cube weiter. OADE verfolgt das Ziel trotz physischer Distanzierung weiterhin Kunsträume als Orte der offenen Begegnung und der ästhetischen Reflexion zu realisieren. 

Als Green Cube wird der Garten zum Ort von Kunstproduktion- und rezeption in Einem. Ein atypischer Ausstellungsort, der neue Blickachsen und Perspektiven auf drängende gesellschaftliche Fragen herausfordert. Das offene Blau des Himmels, das Grün der Pflanzen und der geschützte Gartenraum adaptieren die Idee des White Cube an die aktuelle Situation. Das Wachsen und Welken der Pflanzen mahnt uns nicht voreilig zur gewohnten Ordnung und zum institutionellen Normalbetrieb zurückzukehren. Green Cube scheint besser zu Zeiten der gesellschaftlichen Transformation zu passen als der statische und geschlossene Museumsraum. Hier kann man sich weiter angstfrei begegnen und sich über Kunst austauschen. In ihm werden ästhetische Erfahrungen für eine neue Zeit möglich. 

OADE ist ein Ort, der die „neue Normalität“ nicht reflektions- und kommentarlos hinnimmt. In ihm werden die im Rahmen der Pandemie eingeführten neuen Verhaltensweisen, Strukturen und Gewohnheiten ästhetisch und intellektuell überprüft. Bei OADE werden durch die Kraft der Kunst die Risse im Alten und die Möglichkeiten des Neuen sichtbar. Sie erinnert uns daran: in Bewegung bleiben, sich nicht einlullen lassen, Nischen finden, nicht hinter den eigenen Möglichkeiten zurückbleiben.

Ein wichtiger Teil der künstlerischen Praxis von Maria Anisimowa ist die Erschaffung von Portraits. Dabei entstehen keine klassischen Abbilder von Gesichtern, sondern surreal anmutende Skulpturen, die aus Alltagsgegenständen, Textilien oder gefundenen Objekten geformt, bemalt und neu arrangiert werden. Die Künstlerin setzt sich sowohl intensiv mit den portraitierten Personen als auch mit der Wirkungsweise der Gattung Portrait auseinander. Die Titel der Werke bestehen aus Vornamen und verweisen auf bestimmte Personen, deren Eigenschaften Anisimowa mit ausgewählten Materialien auf neue Weise visualisiert. Dieser Methode gelingt es Momente von großer Intimität herzustellen.

Für OADE #2 hat die Künstlerin Maria Anisimowa das Werk be silent like deep water geschaffen. Sie verhandelt darin die Ergebnisse ihres Pinterest Algorithmus bzw. das hartnäckige Profil, das der Algorithmus für sie errechnet hat und von dem sie sich nicht mehr befreien kann. Es ist ein weibliches Profil, mit dem die Künstlerin sich zwar nicht identifiziert, jedoch sie motiviert das Warum dieser algorithmischen Zuschreibung zu untersuchen.

Be silent like deep water übersetzt Werbegegenstände, DIY-Anleitungen und Beauty Tipps in einen eigenen ästhetischen und ironischen Zusammenhang. Die Arbeit besteht aus drei Holztoren, die in dem Garten an verschiedenen Orten platziert wurden. Zwei der Tore sind mit Werbeplakaten bespannt, die von der Künstlerin aus den Bilddaten ihres Pinterest Profils erstellt wurden. In einem Tor hängt ein improvisierter Vorhang aus Wachsobjekten. Diese Objekte umfassen verschiedene Alltagsgegenstände, die der immer fröhlichen und verfügbaren Frau von Morgen zum guten Leben anempfohlen werden. Die Künstlerin hat sie in  Wachs gegossen und macht so auf humoristische Weise die absurden und pseudo-sexuellen Formen dieser Gegenstände sichtbar. 

Humor und Spaß zeichnen auch die Motivationssteine am Fuß von Tor Nr. 3 aus. Anisimowa hat vor Ort Steine eingesammelt, die sie mit Motivationssprüchen wie „thank you“, „do what you love“ oder „this is your day“ beschriftet hat. Diese „Motivationssteine” sind Teil einer Edition, die  die Künstlerin den Besuchern der Ausstellung als Geschenk darreicht.

Yana Tsegay erschafft aus Malereien, Skulpturen oder gefundenen Objekten Installationen und Räume zwischen Realität und Fiktion. Ihre Arbeiten fächern ein breites Spektrum an Fragen zu Institution, kultureller Aneignung und Künstler :innenidentitäten auf. Während ihre künstlerische Arbeit stets von der Frage begleitet wird, wie Malerei, besonders abstrakte Malerei, anonym, ohne Identität und ohne Fest- und Zuschreibungen existieren kann, setzt sich ihre Arbeit für OADE #2 dezidiert mit identitätspolitischen Fragen und der aktuellen Debatte um das Bild „Ziegeln****“ von Georg Herold auseinander. 

Im Rahmen von OADE #2 lädt die Künstlerin Yana Tsegay zum Dialog in die fiktive Institution The White Hut. Sie ist in einer verlassenen Gartenhütte situiert, die am Rand des Areals der OADE wie ein Vorposten und eine Wächterin steht. Die Fassade der Hütte wirkt baufällig und es ist nicht anzunehmen, dass sie noch lange existiert. The White Hut werden folgende Themen behandelt: Selbstermächtigung, Sichtbarkeit, Einforderung aller Rechte, Zweifel an den Institutionen der Kunst. Kritik an der Leugnung von strukturellen Rassismen und Mahnung an die Mitte, die eigene, die „white fragility“ auszuhalten.

Um diese Themen ins Bewusstsein zu holen, hat die Künstlerin Postkarten geschrieben, Menschen aus etablierten Frankfurter Kunstinstitutionen eingeladen um mit anderen Künstler :innen und BIPoC Aktivist :innen ins Gespräch zu kommen und die Akte von latentem und strukturellem Rassismus in Frankfurter Kunstinstitutionen sowie die fragwürdige Berufung auf die Freiheit der Kunst zu reflektieren.

Caroline Danneil sucht in ihrer Lyrik nach dem Gegenüber in der Natur, nach Anfängen, Verstehen und Entsprechung. Ihre Arbeit ist eine tägliche Gegenbewegung, eine Suche danach, was sich als erstmal unbegreiflich, überwältigend aufdrängt und dann doch versteckt, sich verdeckt gibt: es kommt nicht mit einem Schlag, sondern eher überraschend, scheu und verzögert ans Tageslicht. Sie liest bei der Vernissage aus ihrem neuen Gartenreigen, der Anfang 2020 entstanden ist.

Künstlerinnen Biografien:

Maria Anisimowa (1984, Orjol, Russland) schloss 2015 an der Hochschule für Gestaltung Offenbach a.M. ihr Studium ab. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt a.M.

Caroline Danneil (1971, Karlsruhe) studierte Germanistik und Anglistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie an der University of Cambridge. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt a.M.

Yana Tsegay (1991, Moskau, Russland) absolvierte 2019 die Hochschule für Gestaltung Offenbach a.M. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt a.M.

Fotos: Ivan Murzin

Kuratiert von KVTV, gefördert durch Kulturamt Frankfurt a.M.